Cannabis-Umfrage: Schwarzmarkt für Deutsche erste Wahl – Eigenanbau und Medizinalcannabis immer beliebter
Nicht nur Eltern äußerten die Sorge, dass durch die Legalisierung die Hemmschwelle für den Konsum bei Kindern und Jugendlichen sinke, auch der Ärztepräsident Klaus Reinhardt befürchtete, dass mehr Menschen die Droge ausprobieren könnten. Wir haben 1.001 Menschen über das Meinungsforschungsinstitut Appinio zu ihrem Konsum vor und seit der Legalisierung sowie zu ihren Bezugsquellen befragt: Der Cannabis-Konsum der Deutschen ist knapp zwei Monate nach der Legalisierung nicht deutlich angestiegen. Zwar wird etwas regelmäßiger als vor dem 1. April konsumiert, die Zahl der Konsument:innen hat sich aber nicht erhöht – im Gegenteil geben sogar mehr Menschen an, seit der Legalisierung (noch) nicht konsumiert zu haben.
Konsumverhalten hat sich seit der Legalisierung nur leicht verändert
Fast die Hälfte der Befragten (48,6 Prozent) hat bereits vor der Legalisierung schon mal Cannabis konsumiert: Knapp ein Viertel gab an, einzelne Male Cannabis konsumiert zu haben. Jede:r Zehnte hat mehrmals im Jahr konsumiert, 15 Prozent mindestens mehrmals im Monat. Der Umfrage zufolge ist die Zahl der Konsument:innen seit dem 1. April leicht zurückgegangen: Nur 43 Prozent der Befragten gab an, seit der Legalisierung Cannabis konsumiert zu haben (-5,6 Prozent) – 20,6 Prozent davon konsumieren nur selten Cannabis.
Der Anteil der Konsument:innen, die angaben, mehrmals im Monat zu konsumieren, ist von 6,6 Prozent auf 11,7 Prozent gestiegen. Sieben Prozent der Befragten gab an, mehrmals in der Woche Cannabis zu konsumieren, vor der Legalisierung waren es noch 4,4 Prozent. Die Zahl der täglichen Konsument:innen ist wiederum von 4,1 auf 3,7 Prozent gesunken.
30 Prozent der 16- bis 24-Jährigen konsumieren mehrmals im Monat
Der Konsum bei den jüngeren Zielgruppen hat seit der Legalisierung leicht zugenommen: Während vor dem 1. April jede:r Fünfte zwischen 16 und 24 Jahren mehrmals im Monat konsumiert hat (21 Prozent), gaben nun 30 Prozent an, seit der Legalisierung regelmäßig Cannabis zu konsumieren – die Zahl der jungen Konsument:innen, die täglich Cannabis zu sich nimmt, ist jedoch von fünf auf drei Prozent gesunken.
25- bis 44-Jährige konsumieren am regelmäßigsten
25 Prozent der 55- bis 65-Jährigen und 35 Prozent der 45- bis 54-Jährigen haben seit der Legalisierung Cannabis konsumiert – in den jüngeren Altersgruppen gab mindestens die Hälfte an, seit dem 1. April Cannabis zu sich genommen zu haben. Während 21 Prozent der 16- bis 24-Jährigen mehrmals im Monat konsumieren, so sind es bei den 25- bis 34-Jährigen sogar 27 Prozent, bei den 35- bis 44-Jährigen sogar 28 Prozent. Jeweils sechs Prozent der beiden Altersgruppen gab an, täglich Cannabis zu konsumieren – vor der Legalisierung lag der Wert bei den 25- bis 34-Jährigen sogar etwas höher (sieben Prozent), bei den 35- bis 44-Jährigen etwas niedriger (fünf Prozent).
Männer konsumieren häufiger als Frauen
Sowohl vor als auch seit der Legalisierung gibt es in Deutschland mehr männliche als weibliche Cannabis-Konsument:innen: Während vor der Legalisierung 52,2 Prozent der Männer angaben, schon mal Cannabis konsumiert zu haben, stimmten dieser Aussage nur 42,9 Prozent der Frauen zu. Seit der Legalisierung haben 51,2 Prozent der Männer und nur 34,7 Prozent Cannabis konsumiert – unabhängig von der Altersklasse.
58,6 Prozent der Befragten beziehen ihr Cannabis vom Schwarzmarkt
Seit dem 1. April ist der Eigenanbau von Cannabis legal. Neben dem Eigenanbau sind Apotheken bislang die einzige legale Bezugsquelle für Cannabis. Daher ist es wenig überraschend, dass 58,6 Prozent der Befragten ihr Cannabis vom Schwarzmarkt beziehen – 40,4 Prozent davon gaben an, dass die Verkäufer:innen Bekannte oder Freund:innen von ihnen seien. Ein Drittel der Befragten (29,2 Prozent) baut sein Cannabis selbst an. Das letzte Drittel bekommt medizinisches Cannabis aus der Apotheke: 19,2 Prozent der Befragten waren bereits vor dem 1. April Cannabis-Patient:innen, 11,4 Prozent sind es seit der Legalisierung.
Das Interesse am Eigenanbau bei den 55- bis 65-Jährigen am größten
In allen Altersklassen macht der Bezug von Cannabis von Freund:innen und Bekannten vom Schwarzmarkt den größten Anteil aus (40,4 Prozent). Auf Platz zwei der meistverbreiteten Bezugsquellen ist der Eigenanbau (29,2 Prozent). Hier gibt es allerdings Unterschiede zwischen den Altersgruppen: Während bei den 55- bis 65-Jährigen 35 Prozent der Befragten ihr Cannabis selbst anbauen, so sind es bei den 25- bis 44-Jährigen 31 Prozent und bei den 16- bis 24-Jährigen sowie bei den 45- bis 54-Jährigen jeweils 25 Prozent.
Alle Umfrageergebnisse könnt ihr jederzeit hier einsehen.